Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 170c

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Archimedes (Teil 9)


Eine Tafel in der Mitte des Saales stand noch leer. Dorthin führte Eratosthenes den neuen Gast, indessen auch Konon und Sosibios Platz nahmen. Sogleich lösten sich aus Gruppen, die noch an der Wand gestanden waren, einige der Plaudernden und ergänzten die Gesellschaft am Ehrentische des „Bibliothekars“, des Herrn Beta, so dass , ehe noch Archimedes hatte prüfend umherblicken können, bereits die Gespräche eines vollbesetzten Tisches hin und wider schwirrten und jene räumliche Abgeschlossenheit erzeugten, wie sie einem zur Einheit gewordenen Tische eigentümlich ist.
Diener waren sogleich zur Stelle, die Tafel baute sich auch rein materiell auf und schon wurden die Becher aus mächtigen Mischkrügen mit goldig funkelnden edlen Weinen gefüllt, während zartes Geflügel und ägyptisches Kalbfleisch auf riesigen Schüsseln zwischen Weißbrot, Feigen und Äpfeln lockend duftete.
Eratosthenes hatte eben seinem Nachbarn, einem untersetzten, schwarzhaarigen, äußerst kräftigen Mann, etwas zugeflüstert, worauf dieser grinsend die breite Reihe seiner blitzenden Zähne zeigte und mit großer Sicherheit sagte:
„Beta hat mich gefragt, ob du bei dieser Kost schließlich verhungern kannst, Sosibios, auch wenn du kein Gehalt mehr bekommst. Ich habe als Leiter der Alexandrinischen Ärzteschule mit einem entschiedenen Nein geantwortet. Du dürftest uns also erhalten bleiben.“
Der ganze Tisch mit Ausnahme von Archimedes, der die Anspielung nicht verstand, lachte laut auf. Sosibios selbst versuchte, mit einem kreischenden Gemecker die anderen noch zu übertönen.
In diesem Augenblick trat ein etwa vierzehnjähriger Knabe geröteten Antlitzes zum Tisch und drängte sich zu Konon. Er starrte die Lacher beinahe böse an.
Alle schwiegen verdutzt, nur Sosibios meckerte weiter.
„Seht mir den kleinen Apollonios aus Pergä an!“ krähte er heraus. „Der findet unser Gehaben schon wieder unwissenschaftlich. Nein, Apollonios, beruhige dich! Mit vierzehn Jahren kann man noch Tag und Nacht grübeln. Mit zwanzig beginnt man bereits, bei den Mahlzeiten auf die Speisen zu achten, und mit fünfzig denkt man nur mehr an den Festtagen an die Weisheit.“
„Ich habe mich um das, was meine Lehrer für gut halten, nicht zu kümmern“, erwiderte der kleine Apollonios. „Noch weniger habe ich es zu kritisieren. Ich darf aber neugierig sein, wer der neue Schüler meines Lehrers Konon ist.“ Damit setzte sich der Knabe auf die Kline des Konon und schlug die Augen nieder.
„Woher weißt du, dass Archimedes mein Schüler ist?“ Konon strich dem Knaben über den Kopf.
Dieser aber schüttelte die Berührung trotzig ab und keuchte:
„Archimedes? Der neue Mann ist Archimedes? Das ist für mich mehr als eine große Überraschung!“ Dabei blitzte er Archimedes mit einem Blick derart abgründigen Hasses an, dass niemand im Zweifel sein konnte, welcher Art seine Überraschung war.
Eratosthenes jedoch machte gegen den Knaben eine Geste, die wie ein Zauberstab sofort seinen Kopf senkte. Er griff mit zitternden Händen nach den Speisen und murmelte:
„Ich habe dich im Gang erwartet, Konon. Du bist mit Archimedes knapp an mir vorbeigegangen. Ich hörte, was ihr spracht.“
Sosibios hatte sich inzwischen ein mächtiges Bratenstück zugelegt und sagte überlaut:
„Eure Scherze sind seit wenigen Stunden überflüssig. Ob ihr nun daran erstickt oder nicht. Mein Gehalt wurde mir heute nachmittags unter vielen Entschuldigungen der Verwalter bereits ausbezahlt.“
„Auf meine eigene Veranlassung, lieber Sosibios“, erwiderte Eratosthenes. Dann wandte er sich zu Archimedes: „Damit du einen weiteren Aufschluss über das Museion erhältst. Du weißt sicherlich, dass wir hier Grammatiker zu den unsren zählen, wie sie an Scharfsinn und Fleiß nicht ihresgleichen hatten und haben. Ein einziges Wort Homers, Hesiods, Pindars wird oft Streitgegenstand für zehn Grammatiker und für zwei Jahre. Wir nennen diese Akribie des Ausdeutens, besser, die Vertreter dieser Kunst, Eustatiker oder Lytiker, je nachdem sie scharfsinnigste Fragen stellen oder lösen. Sosibios ist beides. Und hat eine dunkle Homer-Stelle durch eine Wortauswechslung gelöst. So behauptet er Wenigstens. Unser König Philadelphos, der sich manchmal an unseren Studien beteiligt, hörte von dieser Tat. Mir steht dem König gegenüber keinerlei Recht zu, die Gründe seiner Handlungsweise zu erforschen. Jedenfalls erhielt Sosibios plötzlich kein Gehalt. Als er sich beschwerte, hieß es, der König selbst habe es befohlen und wolle Sosibios Rede stehen. Unser armer Sosibios, der auch schon an fünfzig ist, den daher neben der Wissenschaft auch das Gehalt lebhaft interessiert, rannte zum König. Dieser schüttelte den Kopf, ließ den Buchhalter kommen und erklärte, er könne als Grammatiker beweisen, dass Sosibios das Gehalt bekommen habe. Denn unter den Quittungen seien alle Silben von Sosibios vertreten. Quittiert aber hätte die Silbe So durch Soter, die Silbe si durch Sosigenes, die Silbe bi durch Bion und die Silbe os durch Apollonios. Da der König bei dieser Auseinandersetzung den tiefen Ernst des erfolgreichen Grammatikers mimte, blieb Sosibios nichts übrig, als der eigenen Kunst zu fluchen. Den Göttern sei aber Dank, dass uns der König heute schreiben ließ, es gäbe noch eine zweite grammatische Ansicht, die behaupte, auf einer Quittung müssten alle Silben in der Reihe, ohne Hinzufügung anderer Silben, stehen. Obgleich ihm selbst nun die erste Ansicht besser gefalle, habe er sich zur zweiten bekehrt, da im Zweifel der Vorteil des Gelehrten der Erkenntnis vorgehe. Auf jeden Fall freut uns die feine und anregende Art, mit der unser Stifter und Erhalter die Wissenschaften bewacht.“