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Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 163c

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Archimedes (Teil 2)


Syrakus ist schön, Alexandria ist schöner. Ist das aber auch wahr? Kann man die beiden Städte miteinander vergleichen? Mag Syrakus in erlöschende Erinnerung zurücktauchen! Alexandria ist unvorstellbar schön und eigenartig. Es ist so anders, dass es schon das andere selbst ist.“
Archimedes lehnte an der zierlichen Marmorbalustrade auf der hohen Plattform des Paneions, während die gleichen Satzinhalte, vielfach in andre Form gegossen, wie fremde, äffende Laute ihn durchdrangen. Er hätte schauen sollen, nur schauen. Und er schaute. Aber die fremde Stimme äffte und spukte weiter: „Alexandria ist das andere. Ja, das andere. Das ist nicht solch eine Stadt wie Syrakus.“ „Nun, bei allen Göttern, ist denn Syrakus ein Dorf?“ schrie Archimedes in seine innere Stimme, die ihn quälte, hinein. „Ist es nicht größer, lichter, harmonischer als Alexandria? Ist es nicht ein Wunder? Eine vielfache Übersteigerung seiner Mutterstadt Korinth, mächtig, sieghaft, raumverschwendend, die größte Stadt der Erde?“ „Aber dieses Brausen, dieses wilde Brausen, hast du das zu Syrakus je gehört, Archimedes?“ „Du hast recht, ich habe es noch nie gehört.“
Archimedes erwachte plötzlich aus den Gefühls- und Gedankenstürmen, die ihn beunruhigten. Wie ein Kind begann er sich vorzusagen, wie alles in Wahrheit beschaffen sei. Vielleicht würde dann die äffende Stimme schweigen, die er schon in zahllosen Lebenslagen und Augenblicken großer Bedeutung mit der Ruhe des bauenden Geistes vertrieben hatte:
„Du bist vor wenigen Stunden dort im Norden mit deinem Schiff in Alexandria gelandet, mein Freund. Kein Wunder, dass du noch verwirrt bist. Am Hafen war viel Geschrei und noch mehr Fremdartigkeit. Dann hast du gehört, dass es dieses Paneion da gäbe. Hast deine nicht allzu kostbaren Habseligkeiten in der Obhut der Schiffspatrone gelassen und bist gewandert. Für zwei kleine Münzen hat dich ein schmutziger, zerlumpter Junge durch ein riesiges Tor geführt, das die Mauer der Stadt mächtig durchbricht. Tor des Mondes nennen sie es. Und dann bist du, Bürger der größten Stadt der Erde, selbst wie ein Junge in den Strudel des Unerhörten geraten. Ist Alexandria schöner als Syrakus? Schweig, Widersacher! So kommen wir nicht weiter. Ja, ich bin aber Weitergekommen. Der zerlumpte Knabe hat mich beim Zipfel des Gewandes gefasst und durch das Getöse gelotst. Lassen wir das. Es war beschämend. Wir kamen also an den Fuß des Paneions, dessen riesiger Umriss schon von fern sich gegen den Himmel abzeichnete. Was ist das? Ist es ein Fels, ein Turm, ein Tempel? Nein, es ist eine Schnecke. Aufeinandergeschichtete unbehauene Felsblöcke, ein Chaos von Trümmern. Sie sagen, es sei in ganz ungewisser Zeit von Sklaven aufgetürmt worden. Dann aber hatte man seine Entstehung anscheinend vergessen. Man tat so, als ob es ein gewachsener Fels wäre und meißelte säuberlich in Schnecken-Windungen bis zur Spitze einen Weg in das Blockwerk. Legte Galerien an und schloss sie durch Rechen zarter Marmorsäulen. Der Platz um dieses sonderbare Bauwerk herum war fast leer. Der zerlumpte Junge grinste, wies zur Spitze hinauf und grinste noch einmal. Dann trottete er ohne Gruß davon. Ich aber stieg den Schneckengang empor. Kein Mensch tat denselben Weg. Ich begegnete keinem, niemandes Schritt hinter mir knirschte auf den bunten Fliesen, mit denen der Boden dieses Schneckenweges belegt war. Ich starrte vor mich in die ansteigenden Kurven. Ich wollte nichts sehen. Vorläufig Wollte ich nichts sehen. Oben würde ich ja alles sehen. Vielleicht enträtselt das Ganze das Geheimnis, das mir der Teil nicht zu deuten vermochte. Und jetzt bin ich oben. Wo ist das Ganze?“
„Vor dir, überall, heiße endlich den Geist schweigen, Archimedes!“
Wer hatte die letzten Worte gerufen? Sie waren dunkel, befehlend, unwidersprechlich. Gleichviel, Wer sie gerufen hatte. Der Geist schwieg, die Augen öffneten sich und Alexandria drang durch sie in die Seele, während das nicht zur Ruhe kommende Brausen wie eine geheimnisvolle Musik das Bild verstärkte und ihm oberstes Leben gab.
Buchstäblich lag ganz Alexandria zu Füßen des Archimedes. Im Norden ragte in einsamer Wucht der Leuchtturm Pharos. Er stand in blendender Weiße vor gelbgrauen Dunstbänken, die das dunkelblaue Meer begrenzten, über dem rote Streifen lagen. Acht kreisrunde Säulenstockwerke übereinander, jedes Stockwerk höher, als der größte Mastbaum hoch ist. Die linke Seite des Pharos war von zartem Rot überhaucht, weil die Sonne sich anschickte, den Saum des Meeres zu berühren. Auch durch die Nebel und Dünste streckten sich jetzt purpurne Bänder. Nichts war mehr zu fassen, nichts auszuschöpfen. Wälder von Masten und Segeln in den beiden Häfen. Wirrsal von Häusern und Straßen. Manchmal licht stehend und von Palmenhainen unterbrochen, manchmal zu unentwirrbaren Blöcken zusammenfließend. Wie aber Offiziere auf mächtigen Pferden dem fernen Betrachter den Verlauf der Schlachtordnung eines Riesenheeres zeigen, so wiesen ragende Bauten übergroß und Wuchtig den Weg, den die Kanopische Straße nahm. Schnurgerade durchschnitt sie die Stadt der Länge nach und hälftete sie in zwei Teile. Er hatte sie gequert, als er hierherkam. Sie war mehr als vierzig Schritte breit und schien nach beiden Richtungen ins Unendliche zu laufen. Übcrall funkelte es von Gold und Farben auf. Geheimnisvolle Hieroglyphen an ägyptischen Tempeln, Obeliske, dazwischen hellenische Säulenbauten, fünfmal größer als in der Heimat, prunkvoller, verschnörkelter, überladener. Und das Oval von Rennbahnen, der ansteigende Halbkreis von Theatern. Ein Kanal, der alles durchlief, weit draußen Wüstensand, Küstenlinien, und im Süden die glasigstille Fläche des Mareotissees, über dessen Schilfdickichten Myriaden von Vögeln schwirrten. In den Straßen unten aber liefen Ibisse zwischen Menschen, ratternden Wagen und prächtigen Reitern, und das Brausen nahm kein Ende.