Curso de alemán para avanzados con audio/Lección 147b

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Titelblatt
Titel: Lese-Uebungen für die zarte Jugend
Nebentitel (Ein Untertitel ist ein ergänzender Titel einer Publikation. Oft werden dem Haupttitel auch ergänzende Angaben in einem Untertitel bzw. Nebentitel hinzugefügt.)
Unterhaltendes Bilderbuch
mit 24 colorirten Darstellungen und deren kurzen Erklärung, in verschiedenen Schriftarten zum Nutzen und Vergnügen für Kinder, welche anfangen lesen zu lernen.
Erschienen: 1835 in Wien
Sehr alte Rechschreibung, in vielen Wörtern mit „y“ statt „e“, oft mit „h“ nach dem „t“.
Altmodische und gesteltzte Ausdrucksweise. In Österreich bevorzugtes oder ausschließlich dort verwendetes Vokabular.
???  Unten Artikel einarbeiten: w:de:Österreichisches Deutsch und w:de:Liste von Austriazismen


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Bild 1: Im Brotladen.
Bild 1: Im Brotladen
Habt ihr schon einmahl ein Getreide-Feld gesehen, liebe Kinder? Aus dem Korne, das darauf wächst, wird in der Mühle Mehl bereitet, und aus diesem vom Bäcker das unentbehrliche Nahrungsmittel, Brod genannt, gebacken. Ihr seht ans diesem Bilde die verschiednen Formen des Brodes, wovon die Bäckersfrau eben eines der Dienstmagd verkauft, die mit dem Einkauskorbe vor ihr steht. Auch der kleine Knabe, den seine ältere Schwester führt, wünscht seinen Hunger zu stillen, und die Frau greift bereits freundlich lächelnd nach dem Brode, was er begehrte.


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Bild 2: Ein Zuckerbäckerladen.
Bild 2: Ein Zuckerbäckerladen
Die Dame, die ihr hier sitzend abgebildet seht, verzehrt Gefrornes, eine aus Obstsaft und Eis zubereitete Erfrischung. Ihr kleines Töchterchen bittet den Vater, ihr etwas Zuckerwerk zu kaufen, welches er für seine Gattinn zu wählen im Begriffe steht, doch er erwiedert ihr: „Nein, meine liebe Bertha, den Kindern ist der öftere Genuß von Süßigkeiten nicht zuträglich, da solche den Magen verderben, und den Zähnen äußerst schädlich sind“, und Bertha ist so bescheiden, sich durch diese Erklärung auch gleich zufrieden zu stellen.


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Bild 3: Der Blumenhändler.
Bild 3: Der Blumenhändler
Welche schöne Blumen sind da nicht zur Schau! die wohlriechende Rose, die dunkle Nelke, der blüthenvolle Flieder, die üppige Hortensia — alle diese lieblichen Zierpflanzen sind in schönen Gefäßen zum Verkaufe ausgestellt. Wie freundlich grüßt nicht der Eigenthümer die ihn besuchenden Käufer! Es scheint, er preist ihnen die Schönheit und sorgfältige Pflege seiner Blumen, und ich glaube, der Herr verläßt sicher das Gewölbe nicht eher, bis er nicht seiner Frau eine große Anzahl Blumentöpfe gekauft hat. Welche Blumen liebt wohl ihr am meisten, liebe kleine Leser? Zieht euch die Schönheit der Formen und Farben mehr an? Oder behagen euch die wohlriechenden besonders? Ich glaube eure Antwort zu hören: „Jene Blumen, die schöne Farben mit Wohlgeruch vereinen, sind uns die Allerliebsten! — und da hättet ihr auch Recht.“


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Bild 4: Die Putzhändlerinn.
Bild 4: Die Putzhändlerinn
Das kleine Mädchen, welches ihr auf diesem Bilde stehen seht, hat ihrer Mutter durch stete gute Aufführung, Folgsamkeit und Fleiß so viele Freude gemacht, daß diese sprach: „Liebe Marie, weil ich mit dir so zufrieden bin, will ich dir auch ein Vergnügen verschaffen, und deinen Wunsch, dir einen neuen Hut zu kaufen, erfüllen.“ Sie ging mit ihr zu einer Putzwaarenhändlerinn, welche ihr, wie ihr auf dem Bilde bemerkt, eben ein niedliches Hütchen anprobirt; es ist zwar nicht so mit Blumen verziert, wie die zwey weißen Hüte, die auf dem Ladentisch, stehen — aber auch um so passender für sie, denn „Einfachheit schmückt am Besten,“ und Kinder sollen insbesonders keinen andern Putz kennen, als eine immer heitere unschuldsvolle Miene. Doch kann diese auch nur durch ein reines und gottesfürchtiges Gemüth bewahrt werden, daher ihr kleine Leser vorzüglich auf die Ermahnungen Eurer lieben Äeltern und Lehrer aufmerksam seyn müßt, wenn ihr eure Jugend froh und euer Alter vorwurfsfrey zubringen wollt.


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Bild 5: Eine Kunsthandlung.
Bild 5: Eine Kunsthandlung
Waret ihr schon einmahl in einer Kunsthandlung? Dieß Buch ist in einem solchen Gewölbe gekauft worden. Auch findet ihr andere schöne Bilder dort, nebst Pinseln und Farben, jene selbst mahlen zu können; Papier, Bleystift und Federn zum Schreiben und Zeichnen, nebst noch vielen andern nützlichen und angenehmen Gegenständen. Hauptsächlich aber — und hievon führt diese Handlung auch ihren Nahmen — verkauft man darin Werke der schönen Künste, als vorzügliche Gemählde, prächtige Zeichnungen und hübsche Kupferstiche, von denen letztern immer eine große Anzahl in eigenen Rahmen mit Glas bedeckt zur Schau ausgestellt ist. Diese werden auch von den Spaziergängern fleißig betrachtet, und ihr seht auf dem Bilde, welches Vergnügen das kleine Mädchen über den Anblick der vielen schönen Kupferstiche äußert, deren Bedeutung ihr von ihrer Mutter erklärt wird, denn die Kleine ist nicht mit dem bloßen Ansehen allein zufrieden: sie wünscht auch jedesmahl eine genaue Erklärung, und ich finde diese Wißbegierde sehr lobenswerth, da man dadurch immer mehr lernt, und kein Mensch je zu viel lernen kann.


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Bild 6: Das Milchmädchen.
Bild 6: Das Milchmädchen
Da scheint es noch gewaltig früh am Tage zu seyn! Sowohl die Kleine als die sie begleitende Magd sind nur halbbekleidet, und der Herr, welcher am Fenster steht, sieht schlaftrunken nach der Sonne und hat noch die Nachtmütze auf. Daß aber das kleine Mädchen ohne Fußbekleidung geht, tadle ich sehr: Die Begleitung der Magd beweist, daß es nicht aus Armuth geschieht, und so muß nur Faulheit oder Nachlässigkeit die Ursache seyn. Wüßte sie, wie richtig die Gesundheits-Regel ist: „Halte den Kopf kühl, und die Füße warm“ so würde sie vielleicht ihren Fehler verbessern, wenn es nicht schon aus Beschämung geschehen sollte, das Milchmädchen so nett angezogen zu finden, welches doch eine Reise von wenigstens ein Paar Stunden zurückgelegt hat, und demnach sehr früh aufgestanden seyn muß. Wie beneidenswerth ist sie aber deshalb? Welch ein Vergnügen schafft uns nicht der Genuß eines schönen Morgens im Freyen, und wie tadelnswerth sind nicht jene Kinder, welche sich durch zu langen Schlaf oder Bequemlichkeit um den erquickenden Anblick bringen, den die Natur uns in den Morgenstunden gewährt.


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Bild 7: Zwiebel und Knoblauchweiber.
Bild 7: Zwiebel und Knoblauchweiber
Was ist das für eine besondere Tracht, in welche diese Verkäuferinnen gekleidet sind? So tragen sich die kroatischen Weiber, die weit her, aus einem zu Ungarn gehörigen Lande, mit ihrer Waare — getrockneten Zwiebel und Knoblauch — kommen, um durch dessen Verkauf ihren kümmerlichen Lebensunterhalt zu gewinnen. Das Mädchen mit dem Einkaufkorb und der Schürze hat sich bereits eine bestimmte Zahl Zwiebeln ausgesucht, die aber nur ein festgesetztes Gewicht — des Preises wegen — erreichen sollen, daher die Croatinn genöthigt ist, ein Stück derselben wieder wegzulegen, womit die Einkäuferinn nicht zufrieden zu seyn scheint. Das kleine Töchterchen bittet ihre Mutter um ihr Morgenbrod, was ihr aber noch nicht gewährt werden kann, da die Zwiebelfrau noch gar nichts gelöst hat, und so wird die Kleine wohl noch etwas warten müssen und geduldig harren, bis die Mutter ihren Hunger stillen kann. — Wie glücklich seyd ihr nicht, liebe Kinder, welche die göttliche Vorsicht in einem Stande geboren werden ließ, wo eure Bedürfnisse beynahe in demselben Augenblick gestillt werden können, wo ihr sie äußert, und wie viel Dank seyd ihr dafür nicht dem gütigen Schöpfer schuldig! Bestrebt euch aber auch durch Fleiß so viel Kenntnisse zu erwerben, daß ihr im Stande seyd, euch selbst ein solches Auskommen zu sichern, im Fall ihr in der Folge durch zufällige Unglücksfälle oder andere Ereignisse in eine minder bequeme oder unglücklichere Lage versetzt werdet.


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Bild 8: Der Scheerenschleifer.
Bild 8: Der Scheerenschleifer
Hier seht ihr einen Handwerksmann, der seinen Erwerb wandernd suchen muß. Es ist ein sogenannter Scheerenschleifer, der aber nicht allein die durch Gebrauch stumpf gewordenen Scheren, sondern auch Messer und andere spitzige oder schneidende Werkzeuge schleifen und dadurch ihre Schärfe wieder herstellen muß. Er bedient sich hierzu eines besonderen Steines, der Schleifstein genannt wird, und der zu seiner Bequemlichkeit auf einem Schubkarren angebracht ist; er benetzt den Stein mit Wasser, setzt ihn mittelst eines Fußtrittes in Bewegung und hält den zu schleifenden Gegenstand auf den sich drehenden Stein. Der kleine Knabe, den ihr abgebildet sehet, ist sein Söhnchen, der durch lautes Ausrufen die Bewohner des Stadttheiles von der Gegenwart des Scheerenschleifers in Kenntniß setzen muß, und bereits ist der Fleischselcher und dessen Tochter hingeeilt, ersterer um sein großes Zerlegmesser schleifen zu lassen, womit der Meister eben beschäftigt ist; letztere aber hat ihre Scheere in Bereitschaft und scheint ihm besondere Achtsamkeit anzuempfehlen.


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Bild 9: Die Obsthändlerin.
Bild 9: Die Obsthändlerin
Welch' schönes Obst! wie reif sehen nicht die Weintrauben aus! wie schön geröthet die saftigen Birnen — wie groß sind nicht bereits die Pflaumen! die Obsthändlerinn wird ihren Vorrath wohl bald angebracht haben, und wahrscheinlich dann mit ihrem Manne nach Hause — in ein nahes Dorf, da sie sicher vom Lande ist — zurückkehren. —
Der junge Mann betrachtet mir seine eingekauften Trauben viel zu gierig. Ich glaube daraus urtheilen zu dürfen, daß er sie auch hastig verzehren wird, und das wäre sehr ungesund, — beynahe so schädlich als wenn man zu viel verspeist, welches sowohl beym Obste insbesondere, als bey jedem Genuße überhaupt die nachtheiligsten Folgen nach sich zieht. Nehmt daher, liebe Kinder, den Denkspruch:
„Halte Maß in Speis und Trank,
So wirst du alt und selten krank.“
wohl in Acht!


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Bild 10: Ein Tabakladen.
Bild 10: Ein Tabakladen
Was hat der kleine Knabe bey einem Tabaksladen zu thun? Er wurde von seinem Vater gechickt um Schnupftabk zu kaufen, welches auch der hinter ihm stehende Herr mit der Dose zu thun im Begriffe steht. Doch missfällt mir des jungen Mannes Rauchen, denn ich finde, dass man sich wo möglich dieses, sowohl der Gesundheit schädlichen, als auch in derer Rücksichten unnöthigen Genusses enthalten sollte, und tadle es daher sehr, wenn Jünglinge schon so früh sich dieser, zugleich kostspieligen, Angewohnheit hingeben.


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Bild 11: Der Leyermann.
Bild 11: Der Leyermann
Ey wie lustig geht es da zu! Wie flink drehen sich die zwey kleinen Mädchen bey der Musik des Leyerkastens, wie aufmerksam horcht der ältere Knabe, und wie freudig geberdet sich selbst das kleine kaum ein Jahr alte Kind auf dem Schoosse der Mutter, wo es, seine Schwestern nachahmend, nach dem Takte mit seinen kleinen Füsschen strampelt! Der arme alte Mann, der zu schwach ist, um sich mehr durch Arbeit seinen Unterhalt zu verdienen, muss sich jetzt durch seinen Leyerkasten erhalten; er geht damit von Haus zu Haus und empfängt oft mehr oft weniger als Almosen. Sicher fällt es diesmal reichlich aus, denn die Kinder sind vergnügt und „Frohsinn erweckt Milde,“ auch ist ihnen von ihrer guten Mutter schon oft durch Lehre und Beyspiel eingeprägt worden, wie süss es sey, arme Mitmenschen durch Wohlthätigkeit zu unterstützen und wie auch die kleinste Gutthat nicht unvergolten bleibe. Aus dem allen schliesse ich, wie gesagt, auf eine reichliche Gabe aus der Sparbüchse unsrer Kleinen, denn könnten sie ihr Geld wohl besser verwenden, als den Armen und Bedrängten damit zu helfen?


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Bild 12: Ein blinder Harfenist.
Bild 12: Ein blinder Harfenist
Auch hier ist ein Hülfsbedürftiger, der unsers Mitleids fast noch würdiger ist als der Vorige, welcher nur vom Alter allein gebeugt war, wogegen dieser auch den köstlichsten Sinn des Menschen — das Gesicht — entbehren muss. Wie beklagenswerth! ist der Unglückliche, der des Augenlichtes beraubt ist ! Wie Vieles und Schönes muss er nicht auf immer entbehren! Wenn euch, liebe Kinder, der Anklick der aufgehenden Sonne, eine schöne Blumenflur, ein prächtiges Gebäude oder was sonst immer durch das Gesicht wahrgenommen wird und ergötzt, entzückt, so ist diess alles für den armen Blinden nicht da, und hätte die allgütige Vorsehung nicht dafür den andern Sinnen desselben mehr Kraft und Feinheit verliehen, so würde sein Zustand noch weniger zu ertragen seyn. — Der hier abgebildete Harfenspieler sang eben die Geschichte seiner Leiden:
„Wie er noch ein Knabe trotz der Warnungen und des Verbothes seiner Aeltern immer mit Feuergewehren oder Schiesspulver gespielt habe, bis er plötzlich vom Unglücke getroffen worden sey, dass ihm unvorsichtig angezündetes Pulver ins Gesicht gesprüht und des Augenlichtes beraubt habe, und er seitdem genöthigt sey, durch Spiel und Gesang seine kümmerliche Nahrung zu erwerben; wie sehr ihm sein Unglück schmerze, da er sich stets den Vorwurf machen müsse, sich solches selber zugezogen zu haben, und wie er daher die Jugend besonders warne, ja nicht mit gefährlichen Gegenständen zu spielen, oder die Warnungen der Aeltern und wohlmeinenden erfahrenen Leuten in den Wind zu schlagen.“
Innigst gerührt hören ihm die Bewohner des Landhauses vor dem er spielte, zu, und haben auch schon eine milde Gabe hinab geworfen, die sein kleiner Führer — ein älternloser Knabe, der ihm diesen Liebesdienst für kärgliche Kost leistet — aufhebt, und ihm auch ehrlich übergeben wird, da er gottesfürchtig erzogen worden ist, und sehr wohl weiss, dass ungerechtes Gut keinen Segen bringe — um so mehr wenn es einem Armen entzogen wird.


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Bild 13: Ausruferweiber.
Bild 13: Ausruferweiber
„Die neue Beschreibung, die erst heraus gekommen!“ So habt ihr vielleicht schon oft auf den Strassen ausrufen gehört; hier seht ihr nun jene Weiber abgebildet, deren Beschäftigung darin besteht, verschiedene gedruckte Nachrichten vom Wissenswerthen mittelst Ausrufes zu verkaufen. Da gibt es bald die Ordnung eines frommen Bittganges, wo deutlich beschrieben steht, in welcher Reihe sich die daran Theilnehmenden folgen — bald ein feyerlicher Einzug mit Angabe der Plätze und Strassen, über die er Statt findet — oder ein Verzeichniss irgend einer Sehenswürdigkeit — oder gar das Urtheil eines von dem Gerichte zum Tode verurtheilten Verbrechers, wo sein früherer Lebenswandel und seine strafwürdige That umständlich erzählt werden, auf dass sich jedermann vor ähnlichen Vergehen durch gottesfürchtigen und tugendhaften Lebenswandel bewahre. Wie oft z. B. liest man da nicht, wie der Verurtheilte bereits in seiner Jugend durch Hang zum Müssiggang, zur Näscherey, oder unerlaubten Vergnügungen, von böser Gesellschaft erst zum Lügen, darauf zu kleinen Diebereyen verleitet worden sey, dann wie er älter wurde, sich immer mehr dem lasterhaften Lebenswandel überlassen habe, vom Diebstahl stufenweise zum Strassenraube und endlich gar zum Morde übergegangen sey, wo er dann in die Hände der Gerechtigkeit gefallen, auch die verdiente Strafe erleiden müsse, und dadurch ein trauriges aber warnendes Beyspiel gebe, wie Müssiggang aller Laster Anfang sey, und der erste Schritt immer grössere Verirrungen nach sich ziehe. — Wenn der junge Mann im Arbeitskleide auf unserm Bilde nicht von seinem Meister geschickt worden ist, eine Beschreibung von den dargestellten Weibern zu kaufen, so tadle ich ihm sehr, dass er seine Arbeit verlassen hat, um seiner Neugierde genug zu thun — denn wie lobenswerth auch eine geregelte Wissbegierde zur Erweiterung unsrer Kenntnisse seyn mag, so darf sie doch nie auf Kosten unserer Berufspflichten befriedigt werden, da ein altes, wahres Sprichwort mit Recht sagt: „Jedes Ding hat seine Zeit!“


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Bild 14: Der Zwirn- und Bandkrämmer.
Bild 14: Der Zwirn- und Bandkrämmer
Der Erwerbszweig, den sich die Zwirn- und Bandkrämer erwählt haben, ist bereits aus ihren Nahmen ersichtlich, auch habt ihr wohl oft schon deren gesehen. Der hier abgebildete, both seine Waaren den beyden Mädchen, die beym Fenster stehen, zum Kaufe an. Sie waren eben von einem Spaziergange im Garten zurückgekehrt, wählten sich einige Bänder, Nähgarn und dergleichen, als die ältere Schwester mit Bestürzung gewahrnahm, ihren Geldbeutel verloren zu haben, dessen Verlußt ihr nicht nur wegen dem nicht unbedeutenden Betrage, der sich darinnen befand, sondern vorzüglich desshalb sehr unangenehm war, da sie ihn als Andenken von einer Freundinn erhalten hatte, die früher ihre Jugendgespielinn gewesen und jetzt in ihrer Heimath — einem andern, weit entfernten Lande — war. Man schickte gleich alle Dienerschaft aus, den Garten in jenen Gängen, wo die Schwestern gewandelt waren zu durchsuchen, doch ihr — vielleicht zu oberflächliches — Suchen war vergebens, und Caroline — so hiess diejenige, die den Beutel verlor — gab schon die Hoffnung, ihn wieder zu erhalten, auf, da sie vor dem Spaziergange ein nöthiges Geschäft im Dorfe hatte, welches an einer sehr besuchten Heerstrasse gelegen war, und wo daher die Auffindung weniger wahrscheinlich gewesen wäre. Sie entlehnte von ihrer Schwester Geld, den Bandkrämmer zu bezahlen, und wollte sich selbst auf den Weg ins Dorf machen, als sie plötzlich den freudigen Ruf „Gefunden, gefunden“ vernahm, und auch gleich den ehrlichen Krämer erblickte, der den Beutel empor haltend, zurückgelaufen kam. Er hatte ihn zwischen einem schönen Rosenstrauch, dessen Geruch ihn zu verweilen, anzog, erblickt; Marie erinnerte sich von demselben eine Blume gepflückt zu haben, wo ihr beym Bücken wahrscheinlich der Beutel entfiel. Sie überzeugte sich auf des Bandkrämers Wunsch, ob der Inhalt vollständig sey, und wollte dem redlichen Manne einen Theil desselben als Zeichen ihres Dankes aufdringen, allein er schlug jede Belohnung uneigennützig aus, und fühlte sich schon durch sein Bewustseyn — recht gehandelt zu haben — befriedigt. Gefällt euch dieser schöne Zug an einem sich kümmerlich nährenden Manne nicht? Und würdet ihr in ähnlichen Fällen nicht auch so handeln?


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Bild 15: Tiroler - Teppich- und Handschuhhändler.
Bild 15: Tiroler - Teppich- und Handschuhhändler
Kennt ihr die Tyroler, und habt ihr schon von ihnen gehört? Es sind die Einwohner eines rauhen gebirgigen Landes, die sich durch schätzenswerthe Eigenschaften rühmlichst auszeichnen, und stets ihre eigene Tracht, die ihnen zum Bergsteigen so dienlich ist, beybehalten, — Der Tyroler liebt vor allen seinen Monarchen und sein Vaterland — und das ist im Grunde nicht mehr als billig; denn sollen wir nicht den Regenten, dessen weiser Sorgfalt wir den Schutz der Gesetze verdanken, und unter welchem wir uns des ungestörten Genusses unsers Eigenthums erfreuen dürfen, nicht liebend verehren, und sollen wir ihm diess nicht dadurch beweisen, dass wir seinen Verordnungen pünktliche Folge leisten? Und die Liebe und Ehrfurcht für den Monarchen führt auch jene des Vaterlandes mit sich: Die jedem Menschen angeborne Neigung zur Heimath, für den Ort und das Land, wo er geboren und erzogen wurde, den Antheil an dem Wohl oder Weh desselben, und den Eifer, demselben mit Gut und Blut zu dienen. Mit dieser treuen Liebe zum Kaiser und Heimathlande verbindet der Tyroler aber auch Treue und Redlichkeit in allen seinen Handlungen, so dass seine Biederkeit und Offenheit nicht allein in ganz Oesterreich, sondern in halb Europa anerkannt ist. — Endlich zeichnet ihn auch noch sein eiserner Fleiss aus, mit dem er beyspiellos thätig in der Bearbeitung des sonst unfruchtbaren Bodens, so wie in Verfertigung mancher Gegenstände ist, die nur in Tyrol in solcher Güte, oder zu so billigen Preisen erzeugt werden. Auf dem Bilde bemerkt ihr zum Beyspiel einen Teppichhändler und eine Handschuhverkäuferinn. Beydes wird in Tyrol in grosser Menge verfertigt, und entweder von Kaufleuten in fremde Länder geschickt, oder von manchen Einwohnern selbst, wandernd verkauft. Man trifft oft damit Tyroler in den entferntesten Städten an, um sich ihren Lebensunterhalt mit dem Verkaufe dieser oder andrer Gegenstände, als in Holz gearbeitete Spielwaren, eiserne Werkzeuge, zum Singen abgerichtete Canarienvögel u. dgl. m, zu verdienen, wo sie dann mit dem ersparten Erlöse desselben wieder in ihre geliebte Heimath zurückkehren.


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Bild 16: Der griechische Pfeifenhändler.
Bild 16: Der griechische Pfeifenhändler
Auch hier seht ihr einen Verkäufer, der aus weiter Ferne — aus Griechenland — kömmt, und durch seine Landestracht auffällt. Da sein Vaterland eine sehr heissen Clima unterworfen ist, so kleidet man sich dort zwar sehr bequem, trägt aber nichts desto weniger weite tuchene Oberkleider (Kaftan genannt), da oft plötzlicher Witterungswechsel eintritt, der dem nur leicht Bekleideten tödtlich werden kann. — Wie ihr bemerkt, trägt der auf diesem Bilde dargestellte Grieche, Tabakspfeifen zum Verkaufe, die in seiner Heimath, in der Türkey und in andern orientalischen Ländern häufig verfertigt, und oft sehr stattlich ausgeziert werden, da der Morgenländer — schon durch das Clima ein Feind von anhaltender Arbeit — mitunter den ganzen Tag müssig und nur mit Tabakrauchen beschäftigt, zubringt. — Wie glücklich sind wir nicht in einem Lande zu leben, wo durch nichts ein so schädlicher Müssiggang entschuldigt werden kann, und dem Nichtsthuer — dem nicht Alter, Schwachheit oder Krankheit vom Arbeiten abhält — die verdiente Verachtung trifft!


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Bild 17: Ein Slowakischer Leinwandmann.
Bild 17: Ein Slowakischer Leinwandmann
„Schöne Leinwand! wer kauft feine Leinwand!“ So rufen die slowakischen Leinwandhändler ihre Waare aus, die sie herumziehend feilbiethen. Wie ihr auf unserm Bilde bemerken werdet, will sich eben die Kaufmannsfrau welche auswählen; aus dem Schilde des Gewölbes schliesse ich dass es von einem Pfaidler bewohnt ist — so nennt man jene Kaufleute, die bereits verfertigte Wäsche, Leinwandkleider u. dgl. verschleissen — daher wird sich die Frau wohl nur zum Verbrauch ihres Geschäftes von den Waaren des Slowaken anschaffen. Sie prüft durch Anfühlen die Güte der Leinwand, ob sie die gehörige Stärke und Glätte habe, so wie sie auch ihr Gatte mit forschendem Kennerauge misst, indessen der Verkäufer im gebrochenen Deutsch die Vortrefflichkeit seiner Ware anpreist. — Ein sehr beschwerliches Brod, so voll bepackt herum wandern zu müssen! Wir wollen ihm daher aus ganzen Herzen guten Verkauf wünschen.


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Bild 18: Der Drahtbinder.
Bild 18: Der Drahtbinder
Der arme Jüngling, den ihr hier am Boden sitzen sehet, muss sich sein Brod sehr kümmerlich verdienen, er lebt bloss davon, zersprungene Töpfe oder andere Geschirre mit Draht zusammen zu flicken) und muss oft manchen Abend seine ärmliche Schlafstelle hungrig suchen, wenn es ihm nicht gelang durch seine Arbeit ein paar Kreuzer zu gewinnen. Wie traurig ist es nicht für ihn, dass er sonst gar nichts gelernt hat — und war er daher nicht manchmal selbst zum Betteln genöthigt? — Die Frau des Hauses, für welche er eben arbeitet, schärft ihm ein, guten haltbaren Draht zu nehmen, während ihm das Küchenmädchen neugierig zusieht — theils, weil sie noch nie diese Beschäftigung sah, theils wegen seiner besondern Tracht, die nur denjenigen Zigeunern — ein solcher ist er nähmlich — eigen ist, die gerade diesen Erwerbszweig wählten. Die Zigeuner überhaupt führen meistens ein herumwanderndes Leben, und es gelang nur bey einigen Stämmen derselben, sie an einen dauernden Wohnsitz und anhaltende Beschäftigung zu gewöhnen.


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Bild 19: Der Handelsjude.
Bild 19: Der Handelsjude
Was wird denn da für ein hübsches Kleid dem Handelsjuden verkauft? So komisch es aussieht, ihn mit ausgespannten zerrissenen Sonnenschirm und einem alten Strohhut in der Hand zu erblicken, so ernst schauen doch die beyden Frauenzimmer — welche Schwestern sind — darein und scheinen sich nur ungern von diesem Gewände zu trennen. Es sind die Töchter eines reichen Gutsbesitzers, der leider zu früh starb, um ihnen die gehörige Erziehung geben zu können. Im Hause ihrer prachtliebenden Tante, welche sie nach des Vaters Tode zu sich nahm, gewöhnten sie sich so stark an Verschwendung (die sich besonders in Versplitterung ihres Geldes für unnöthige Putzwaren u. dgl. kundgab) dass sie, einmahl im unbeschränkten Besitz ihres Vermögens gelangt, in Kurzem selbes rein aus gegeben hatten, und überdiess noch Schulden machten. Sie mussten zu deren Tilgung ihr Landgut verkaufen, konnten nur ein kleines Stübchen eines Landhauses in dem Dorfe, das früher ihnen gehörte, bewohnen, und sehen sich jetzt gar genöthigt ihren überflüssigen Putz wegzugeben, dem bald selbst die nöthige Kleidung folgen dürfte, wenn sie sich nicht entschliessen durch die Annahme eines Dienstes, den einzigen Ausweg, der ihnen übrig bleibt, sich auf rechtliche Art aus ihrem Elende zu retten, zu ergreifen. — Bedauert ihr die armen Mädchen nicht? Und nehmt ihr euch nicht vor, sorgsam jede Gelegenheit zur Verschwendung und unnöthigen Geldversplitterung — sey es nur für Putz — oder für Spielwaren, für Näschereyen oder was immer — zu vermeiden?


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Bild 20: Ein pohlnischer Jude.
Bild 20: Ein pohlnischer Jude
Da gibt es Kleinodien! Wie das funkelt und glänzt! Die schönen Ringe, die prächtigen Ketten, die blitzenden Ohranhänger, Schnallen, Dosen und was noch sonst zu sehen - das alles reitzt die Begierde Lenchens (so heißt das Mädchen mit dem Korbe) nicht wenig. Beynahe ließe sie sich Verkäufer - einen pohlnischen Juden, dessen Landestracht euch vielleicht schon oft auffiel - überreden, die Uhrkette mit Pettschaft zu kaufen, um solche ihrem Bruder zur Erinnerung zu schenken, da er abzureisen im Begriff steht, allein der dabeystehende Soldat macht sie aufmerksam, „daß nicht alles was glänze, Gold sey,“ und daß sie klüger thuen würde, statt einer entbehrlichen Zierde ihrem Bruder etwas zu kaufen, was er gebrauchen könne, und was ihm außer dem Vergnügen des Andenkens auch wirklich Nutzen schaffe. Sie befolgte weidlich diesen Rath und erfreute ihren Bruder um so mehr.


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Bild 21: Der Laternanzünder.
Bild 21: Der Laternanzünder
Hier sehen wir Lenchen, wie sie Abschied von ihrem Bruder nimmt, den sie noch bis vor das Haus begleitete. Er muss mit seinem Regimente am folgenden Tage ganz früh abmarschiren, und brachte daher den letzten Abend bei seiner Familie zu. Sein Vater will ihn bis in die Kaserne begleiten und mahnte zum Aufbruche, da er bei dem Scheine der eben angezündeten Laterne auf sein Uhr schauend wahrnimmt, dass es die höchste Zeit sey, um noch vor Thorschluss anzukommen; Lenchen bittet ihren Bruder aufs dringendste, ihr nur ja recht bald zu schreiben, und auf seine Gesundheit Acht zu geben - und sein Mutter wird wahrscheinlich vom Schmerze des Abschieds erschöpft in ihrer Stube weilen und zum Himmel um glückliche und baldige Rückkunft ihres Sohne bethen. - Möge ihr Gebeth erfüllt und er gesund und in kurzer Zeit den Seinigen wieder gegeben werden - welches um so wahrscheinlicher ist, als wir Gottlob! Friede haben, und sein Marsch ihn nicht den Gefahren des Krieges aussetzt.


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Bild 22: Wäscherleute.
Bild 22: Wäscherleute
Durch viele Jahre war die Wäsche für das haus der Frau von Wallfeld beym armen aber ehrlichen Paul besorgt worden, der sie wöchentlich, wie er sie von seinem fleißigen Weibe fertig erhielt, in Begleitung seiner Tochter, Babette, hinbrachte. Babette hatte schon lange die Aufmerksamkeit der Frau von Wallfeld durch ihr bescheidenes Betragen, ihre immer reinliche und nette Kleidung und ihre freundliche Dienstbeflissenheit erregt, daher sie endlich beschloß, jene zur Hülfe ihrer Haushälterin» Gertrud zu sich zu nehmen. Als Babett am nächsten Tage wieder von ihrem Vater begleitet erschien, eröffnet ihr Gertrud diesen Entschluß ihrer Gebietherinn, und ihr könnt auf dem Bilde Babettens freudige Ueberraschung bemerken, als sie vernimmt, daß sie jetzt — obwohl von ihren Aeltern entfernt — doch um so mehr in den Stand gesetzt ist, eines Theils sie reichlich zu unterstützen und anderntheils sie durch ihre Entfernung überdieß in bequemere Lage versetzt zu wissen.


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Bild 23: Der Hausmeister.
Bild 23: Der Hausmeister
Dem Hausmeister ist die Besorgung aller jener Angelegenheiten eines Hauses anvertraut, welche dessen Reinlichkeit, Ordnung und Sicherheit betreffen. So muß er z. B. Sorge trage», daß Stiege und Hof immer nett und gesäubert erscheinen und Abends gehörig beleuchtet werden - daß der Hauseigenthümer gleich benachrichtigt werde, wenn irgend ein Theil des Gebäudes beschädigt ist, und der Verbesserung bedarf, daß er des Hauses Thor Nachts zu einer bestimmten Stunde schließe und am Morgen eröffne u. dgl. m. Auf unsrer Abbildung seht ihr ihn eben, wie er zwey Einwohnern des Hauses, die spät aus dem Theater kommen, das Thor aufschließt und für diesen Dienst eine kleine Belohnung erhält.


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Bild 24: Herrschaftliche Dienerschaft.
Bild 24: Herrschaftliche Dienerschaft
Endlich sind wir zum letzten Bilde gelangst, was euch gar herrlich entgegen leuchtet. Ihr seht darauf die Dienerschaft eines Vornehmen in Gallakleidern dargestellt: Der stattliche Portier mit feinem großen Stocke wacht über dem Eingang des Hauses, daß sich niemand hereinschleiche, der nicht dazu berufen ist; der flinke Läufer harrt der Aufträge, die er auswärts zu besorgen hat, und der Mohr, das Kammermädchen und der Lakey; sind zum unmittelbaren Dienste bey ihrer Herrschaft bereit. — So angenehm es auch seym mag, durch so viele Wände bedient zu werden, so soll doch niemand außer Acht lassen, sich stets so zu gewöhnen, daß er ohne fremde Beyhülfe leben und sich selbst bedienen kann, welches ihr euch, liebe kleinen Leser zu Herzen nehmen und befolgen möget, wenn ihr euch jeder Lage des Lebens befreunden wollt.


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(Originallinks auf meinem google drive - und weitere Buchlinks)

AB1571 - AB1573[editar]

AB1571

Lies den Brief! Korrigiere die Rechtschreibung!
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AB1571 Bild 2: Text


AB1572

Lies den Brief! Korrigiere die Rechtschreibung!
AB1572 Bild 1: Text
AB1572 Bild 2: Text
AB1572 Bild 3: Text
AB1572 Bild 4: Text


AB1573

Lies den Brief! Korrigiere die Rechtschreibung!
AB1573 Bild 1: Text
AB1573 Bild 2: Text
AB1573 Bild 3: Text
AB1573 Bild 4: Text

AB1574 - AB1575[editar]

AB1574

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AB1575

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AB1576 - AB1578[editar]

AB1576

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AB1577

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AB1578

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AB1579 - AB1580[editar]

AB1579

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AB1580

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